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Norden überholt den Süden

[10.04.2019]

Die Tag- und Nachtgleiche liegt schon ein paar Wochen zurück. Mittlerweile hat die Temperatur nachgezogen, sodass die Nordhemisphäre wieder wärmer als die Südhalbkugel ist.


Schon vorgestern lag die Temperatur der Nordhemisphäre zur mitteleuropäischen Mittagszeit gleich auf mit dem Wert der Südhalbkugel. Gestern, am 9. April, überstieg sie den südlichen Wert um 0,3°C. Zur Zeit der europäischen Nacht ist es jedoch in der Südhemisphäre noch immer mehr als ein halbes Grad wärmer. Dies dürfte aber in 4 bis 5 Tagen auch vorbei sein.


Wenn man die Temperatur der Hemisphären betrachtet, fällt ein tägliches Schwanken auf. Immer dann, wenn die Sonne über dem Nullmeridian steht, in Mitteleuropa ein bis zwei Stunden nach Mittag, liegt Europa, Afrika und ein Teil Westasiens in der Sonne. Dadurch wird eine große Landfläche erwärmt, mehr als zu anderen Tageszeiten. In dieser Situation steigt die Temperatur auf die höchsten Werte im Tagesverlauf. Zwölf Stunden später, zur mitteleuropäischen Nacht, steht die Sonne über dem Pazifik. Die Sonne kann jedoch das Ozeanwasser längst nicht so stark erwärmen wie die Landflächen auf der gegenüber liegenden Seite. Daraus ergibt sich das tägliche Auf und Ab der weltweiten Temperatur.


Die folgenden Diagramme zeigen den jeweiligen Wendepunkt im Frühling und im Herbst (bezogen auf die Nordhemisphäre). Die Veränderung des Tages im Jahr sowie der Temperatur zum Zeitpunkt der Wende sind deutlich zu erkennen.



Abb. 1: Zeitpunkt (Tag des Jahres), an dem die Temperatur der Nordhemisphäre den südlichen Wert übersteigt (Frühlingswende), sowie der umgekehrte Fall (Herbstwende).



Abb. 2: Temperatur zum Zeitpunkt der jeweiligen Wende zum Frühling bzw. zum Herbst (bezogen auf die Nordhemisphäre).


Der Tag, an dem die Temperatur der Nordhemisphäre den Wert der Südhemisphäre übersteigt, hat sich seit 1979 um 6 bis 7 Tage in Richtung Jahresanfang verlagert. Der umgekehrte Fall, die Herbstwende, hat sich um den gleichen Zeitraum in Richtung Jahresende verlagert. Dadurch ist der Zeitraum, in dem die Nordhalbkugel wärmer als der Süden ist, um 12 bis 14 Tage verlängert. Die kühlere Phase fällt entsprechend kürzer aus.


Die Temperatur zur jeweiligen Wende hat in beiden Hemisphären um rund 1°C zugenommen. Trotz der zeitlichen Verlagerung in Richtung der global gesehen kühleren Jahreshälfte, hat sich die Temperatur erhöht. Die Frühlingswende hatte sich bis zur Jahrtausendwende deutlich verlagert und blieb bis 2014 in etwa kostant. Anschließend setzte sich die Verlagerung weiter fort. Bei der Herbstwende lässt sich eine Intensivierung bis 2014 feststellen, wobei sich in den letzten Jahren davor der Trend bereits abschwächte. Nach 2015 scheint sich der Trend deutlich umzukehren.


Redaktion meteo.plus