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Anstieg des Meerespiegels derzeit langsamer

[22.12.2017]

Wenn der Meeresspiegel etwas schneller steigt als üblich, wird dies in den Medien sofort mitgeteilt. Aber im umgekehrten Falle bleibt dies nahezu unerwähnt. So zum Beispiel der Trend der letzten zwei Jahre.


Der Meeresspiegel ändert seine Höhe ständig. Dabei fallen langfristige wie kurzfristige Schwankungen auf. Zu den letzteren gehört neben Ebbe und Flut das Jahreszeit bedingte Auf und Ab. Dies resultiert daraus, dass sich die Meere während des Sommers auf der Nordhemisphäre deutlich stärker erwärmen als während des Sommers auf der Südhalbkugel. Dadurch ergibt sich bei der Erwärmung im Norden eine stärkere Ausdehnung des Ozeanwassers als im Süden. Der Meeresspiegel steigt daher während der vier Monate Mai bis August um bis zu 2 Zentimeter und sinkt über die verbleibenden 8 Monate wieder um 1,7 Zentimeter ab.


Dadurch steigt der Meeresspiegel jedes Jahr um rund 3 Millimeter an. Mehrere Sateliten-Generationen haben bereits seit Ende 1992 die Höhe des Meeresspiegels gemessen. Im Laufe dieser Zeit ergab sich ein mittlerer Wert von 3,3 bis 3,4 Millimeter pro Jahr. Mit jedem weiteren Jahr in der Messreihe ergibt sich jedoch wieder ein etwas anderer Trend, da manche Jahre einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen haben, während andere Jahre diesen nicht vorweisen können.


Neben den kurzfristigen, von der Jahreszeit abhängigen Schwankungen gibt es auch langfristige, wie z.B. die Entwicklung der weltweiten Temperatur. Diese führt je nach Trend nicht nur zu einem differenzierten thermischen Ausdehnungsverhalten, sondern auch zu unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen in den verschiedenen Regionen der Kontinente. Dadurch wird der Abfluss der Flüsse in die Meeresregionen verändert und auch die Massenbilanzen der Gletscher in den Gebirgen. So können letztere in einem kälteren Klima nicht nur wachsen, sondern aufgrund von Trockenheit weniger Wasser binden und sich auf diese Weise auch verkleinern. Bei einer klimatischen Erwärmung ziehen sie sich nicht zwangsläufig zurück, sondern können bei vermehrten Niederschlägen auch wachsen. Dadurch kann der Einfluss einer Klimaerwärmung zeitweise zu unterschiedlichen Auswirkungen führen.


Weitere langfristige Einflussgrößen ergeben sich aus Veränderungen der Kontinente selbst. Land kann sich heben, wenn auflastendes Gletschereis abschmilzt. Aufgrund der Trägheit der Erdkruste ist dies heute z.B. noch im Ostseebereich der Fall, obwohl das Gletschereis der letzten Eiszeit schon seit mehr als Zehntausend Jahre verschwunden ist. Ebenso führt die Tektonik der Kontinentalplatten durch Erdbeben nicht nur regional zu Veränderungen, sondern durch Hebungen oder Senkungen auch zu einer sich veränderten Größe der Weltmeere insgesamt. Das Schwanken des Meeresspiegels resultiert also ständig aus kurzfristig großen wie langfristig kleineren Veränderungen.


Als weitere Einflussgröße, die über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr wirkt, sich langfristig aber nicht sonderlich niederschlägt, ist noch der El Niño zu erwähnen. Dieser führt mit seinen deutlich erhöhten Wassertemperaturen in der äquatorialen Region des Ostpazifiks für kurze Zeit zu einem schnelleren Anstieg des Meeresspiegels. Während der entgegengesetzten Phase der La Niña ist der umgekehrte Fall zu erkennen. Nicht immer tritt dieser Effekt deutlich zu Tage, doch kann man die beiden stärksten El Niños der letzten Jahrzehnte deutlich in der Statistik wiederfinden. 1997/98 stieg der Meeresspiegel ebenso etwas schneller an wie auch in den Jahren 2014 und 2015. In den beiden Folgejahren fiel die Anstiegsrate im Jahresdurchschnitt sogar negativ aus. Abgesehen von den jahreszeitlich bedingten Schwankungen, ist der Meeresspiegel seit Mitte 2015 praktisch nicht mehr angestiegen.


Derzeit stellt sich im Pazifik eine La Niña ein, die auch in den nächsten Monaten zu einem niedrigeren Stand der weltweiten Pegel führen wird. Regional sind die Veränderungen jedoch mit unterschiedlichen Trends behaftet. So gibt es sogar Gebiete, in denen der Meeresspiegel seit Beginn der Satelliten gestützten Messungen gesunken ist. Die höchsten Anstiegsraten hingegen sind vor allem von Südostasien bis nach Australien zu finden. Nicht unbedingt im Bereich der Fidschi-Inseln. Und sogar die Ostsee weist großflächig einen deutlich stärkeren Anstieg auf als weltweit üblich. Vor allem in den nördlichen und östlichen Randbereichen sind Raten von 6 bis 7 Milimeter pro Jahr registriert worden.


Geht man in der Geschichte weiter zurück, so gab es immer wieder Phasen, in denen über Jahrhunderte hinweg höhere wie auch niedrigere Anstiegsraten auftraten. Angestiegen ist er langfristig immer. Der gegenwärtige Anstieg liegt im Rahmen dieser zyklisch auftretenden Veränderungen und ist damit noch nicht außergewöhnlich.


Redaktion meteo.plus