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Die Mildheiligen 2017

[10.05.2017]

Die Eisheiligen werden dieses Jahr wohl alles andere als eisig ausfallen. Sie werden eher milde, dem Frühling gerechte Tage sein. Doch wie verhält es sich eigentlich mit dem späten Kaltlufteinbruch? Werden die markanten Tage wärmer oder kommen sie früher?


Die Eisheiligen wurden auf den Zeitraum 11. bis 15. Mai festgelegt, da sich zu diesem Zeitraum statistisch gesehen in Deutschland ein später Kälteeinbruch häuft, der den Frühling jäh unterbrechen kann. Die Temperaturen können dabei auch verbreitet noch einmal auf den Gefrierpunkt sinken, in Höhenlagen sind auch frostige Nächte möglich.


Aber nicht jedes Jahr kommen die Eisheiligen genau in diesem Zeitraum. Mal früher, mal später. Meist sind die fünf Heiligen unpünktlich. Daher ist es problematisch, den Temperaturtrend aus exakt diesen 5 Tagen zu verwenden, um langfristige Veränderungen der Eisheiligen in Bezug auf den Klimawandel zu ermitteln.


Hinzukommt, dass die Eisheiligen in manchen Regionen Deutschlands eher früher, in anderen eher später eintreffen oder gar ganz ausbleiben, da sie in der entsprechenden Region eher untypisch sind. Eine langfristige Trendbetrachtung der Kaltphase sollte daher das Wetter vor Ort besser berücksichtigen und auch kalte Tage vor oder nach dem offzielllen Zeitraum der Eisheiligen ermitteln.


An unserer Wetterstation im mittelhessischen Niederlemp können wir auf einen Beobachtungszeitraum von 25 Jahren mit umfangreichen Messwerten zurückgreifen. Eine Analyse der Eisheiligen hat dabei interessante Ergebnisse geliefert: Der Temperaturtrend aller jährlichen Zeiträume vom 11. bis 15. Mai ist negativ. Dies resultiert vor allem daraus, dass Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre dieser 5-Tage-Abschnitt deutlich wärmer war als in den letzten 10 bis 15 Jahren.


Wie aber bereits erwähnt, verschieben sich die Eisheiligen zeitlich immer mal wieder, sodass die Kaltphasen betrachtet werden müssen, die eventuell wenige Tage vorher oder nachher auftraten, wenn die offiziellen Tage wärmer als der restliche Zeitraum waren. Eine solche Betrachtung kommt zu dem Ergebnis, dass der fast jedes Jahr in der ersten Mailhälfte auftretende Kaltlufteinbruch ebenfalls tendenziell kühler wird. Die Intensität der Abkühlung ist jedoch recht gering und deutlich schwächer als wenn der offizielle Zeitraum der Eisheiligen betrachtet wird. Dies ist logisch, da kein fester Zeitabschnitt betrachtet wird, der irgendeine beliebige Temperatur aufweisen kann, sondern explizit ein Kaltlufteinbruch, der jedes Jahr in etwa die gleiche Charakteristik besitzt.


Der Kaltlufteinbruch im Mai wird seit 1993 aber nicht nur sehr langsam kälter, sondern er kommt auch immer später. Über die letzten 25 Jahre hat er sich tendenziell um 5 Tage verspätet. Die erste Maihälfte ist oft schon sehr warm, doch findet häufig erst zum Ende oder nach den theoretischen Eisheiligen ein Kaltlufteinbruch statt. Damit wird die leichte Temperaturabnahme der Kaltphase zu einem späteren Zeitpunkt im Mai deutlich markanter und vor allem gefährlicher für die Landwirtschaft.


Die Daten für die diesjährigen Eisheiligen liegen noch nicht vor. Doch es ist abzusehen, dass sie dieses Jahr mal wieder etwas milder ausfallen werden. Diese milden Eisheiligen folgen aber einem sehr kalten Monatsstart. Deutschlandweit ist der Mai bisher fast gleichmäßig 2,5 Grad Celsius kälter als der klimatische Durchschnitt. Waren dies schon die Eisheiligen oder müssen wir uns nach deren offiziellen Auftritt auf einen weiteren Kälteeinbruch gefasst machen?


Redaktion meteo.plus